Misslungene Kommunikation

Eine Szene aus “Rapunzel neu verföhnt“:

http://www.youtube.com/watch?v=XXrKDTtJgu8

Dies ist einen Beispiel für misslungene Kommunikation, da Mutter und Tochter nicht aufeinander eingehen, sondern aneinander vorbeireden. Während die Tochter ihrer Mutter etwas dringendes mitteilen möchte, scheint diese sich keinesfalls für deren Anliegen zu interessieren. Sie macht verletzende Späße, und beschäftigt sich hauptsächlich mit ihrem eigenen Aussehen.

Die Aussage der Mutter zu Beginn lässt zunächst darauf schließen, dass sie sich um ihre Tochter sorgt, die sie Tag für Tag an ihrem Haar den Turm hinauf zieht ohne sich zu beklagen. Doch als Rapunzel ihre “Last” höflich herunter spielt, antwortet die Mutter damit, dass sie nicht verstehe, warum es also so lange daure. Sie lacht als habe sie einen guten Witz gemacht und Rapunzel lacht anschließend, da sie nett sein und Streit meiden möchte, um ihr eigenes Anliegen bald anbringen zu können. Die Mutter gibt mit der Erstaussage und der endlichen Antwort viel von sich preis, wobei die Erstaussage ohne die letzte Aussage eine ganz andere Bedeutung gehabt hätte. In diesem Falle hätte die Mutter Fürsorge im Bezug auf die Tochter ausgestrahlt, doch in Wirklichkeit scheint sie nicht zu kümmern, was mit ihrer Tochter ist, denn sie witzelt sogar darüber. Die Rückmeldung der Tochter ist das Lachen, das höflich sagt “netter Scherz”. Man sieht ihr jedoch an, dass dies nur ein Mittel ist, um die Mutter so schnell wie möglich mit ihrem Anliegen konfrontieren zu können.

Die tatsächlich misslungene Kommunikation zeigt sich vor allem im zweiten Teil der Szene, nach dem kurzen Ortswechsel vor den Spiegel, wo die Mutter zunächst nonverbal, aber sehr deutlich kommuniziert. Das tut sie, indem sie anstatt sich auf die Worte ihrer Tochter zu konzentrieren ihr Gesicht im Spiegel begutachtet. So zeigt sie egoistisches Handeln und vermittelt: “Hör auf mit mir zu reden, es interessiert mich nicht und ich habe besseres zu tun”. Rapunzel hat jedoch bereits angesetzt zu erzählen, was sie beschäftigt und ist ganz vertieft in ihre Erzählung. Dabei spricht sie bedacht und versucht die Aufmerksamkeit der Mutter auf sich zu lenken. Inhaltlich, also auf der Sachebene wird ausgedrückt, dass Rapunzel der Mutter die Besonderheit des morgigen Tages – ihres Geburtstags – ans Herz legen will.

Dabei schwingt der Appell mit: “Bitte hör mir zu, es ist wichtig” was auch durch die Verhaltenskommunikation untermauert wird; Rapunzel folgt der Mutter erst zum Spiegel und drängt sich dann von hinten in das Spiegelbild, um so indirekt Augenkontakt aufnehmen zu können, der von der Mutter nicht erwidert wird. Über die Mutter-Tochter-Beziehung sagt die Situation aus, dass die Mutter eine höhere Position besitzt als die Tochter. Denn Rapunzel erbittet sich eine Erlaubnis und muss sich Aufmerksamkeit – und auch Respekt – förmlich erzwingen, weil von der Mutter selbst keine Aufmerksamkeit geschenkt wird. Die Selbstoffenbarung beinhaltet, dass das, was sie sagt für sie persönlich wichtig, aber gleichzeitig auch dringend ist. Sie möchte unbedingt einen Geburtstagswunsch äußern den ihre Mutter hoffentlich ermöglicht.

Tatsächlich hat die Reaktion der Mutter nicht nur überhaupt nichts mit der Aussage der Tochter zutun, sondern sie unterbricht sie auch noch schamlos mitten im Satz. Bei ihr scheint nichts angekommen zu sein, als würde die gesendete Nachricht von Rapunzel gar nicht existieren. Dabei ist es schon mehr ein Anstoß der zum eigentlichen Hauptanliegen führen soll. Dies steht im direkten Kontrast zum Appell der vorangehenden Aussage von Rapunzel, der sich auf die Dringlichkeit der Situation bezieht. Die Mutter nimmt eine eigene Gewichtung vor und beschließt, dass ihr Aussehen wichtiger ist, als Rapunzels Wunsch. Die Kommunikation der Mutter hat deshalb die Wirkung einer Mauer, die alle Inhalte von Rapunzels Aussage abblockt. Ein weiterer Aspekt ist, dass die Mutter ihre Antwort formuliert, dass es auf Rapunzel so wirkt als sei ihr Spiegelbild gemeint. Hier ist die Kommunikation ein weiteres Mal misslungen, aber dies ist sogar von der Mutter gewollt, denn diese plant erneut einen verletzenden Spaß, den die Tochter nicht vorher sehen kann. Rapunzel empfängt die Nachricht als eine auf sie bezogene Motivation, die sie darin bestärken soll selbstständiger zu werden. Dies merkt man ihr an, da sie beginnt zu lächeln und ihre Haltung zu lockern. Sie empfängt den Appell “Sei selbstbewusst, du hast allen Grund dazu” und erfährt eine liebevolle Mutter, die stolz auf ihr Kind ist. Doch dieses Bild zerstört die Mutter indem sie die Illusion mit den kurzen Worten aufklärt: “Ach, und dich seh ich auch!” Daraufhin bricht sie in lautes Gelächter aus und Rapunzel steht nun traurig, verloren und verletzt neben ihr. An dieser Stelle findet sich also erneut ein Kontrast wieder. Es wird deutlich, dass die Nachricht völlig unterschiedliches beabsichtigt hatte als von Rapunzel aufgefasst wurde. Die Sachebene bleibt bestehen, aber die Mutter wollte  nur erzielen, dass die Tochter sie im Spiegel betrachtete und offenbarte sich als selbstverliebt, egoistisch und sehr beeindruckt von ihrem eigenen Aussehen. Von der  Beziehung wird deutlich, dass sie ihre Tochter in die Irre führen möchte, um sie zu ärgern und auch zu verletzten.

Abschließend reagiert die Mutter auf Rapunzels Niedergeschlagenheit nur mit der Selbstverteidigung, sie habe nur Spaß gemacht und Rapunzel solle nicht immer alles so schrecklich ernst nehmen, weiß aber eigentlich genau wie verletzend sie mit ihrer Tochter umgeht. Mit der Aussage wendet sie die Lage so ab, dass Rapunzel sich als die Fehlerhafte fühlt, weil sie keinen Spaß versteht, obwohl die Mutter sich eindeutig fehlverhält. Dieser Eindruck auf die Tochter wird auch durch die Rangordnung der Gesprächsbeteiligten unterstützt.

 

 

Sachanalyse zum Rosenbergtext

Der Sachtextausschnitt ist dem von Marshall B. Rosenberg im Jahre 2005 veröffentlichten Ratgeber zum Kommunikationsverhalten “Gewaltfreie Kommunikation” entnommen. Dabei richtet sich der Autor an bürgerliches, interessiertes Publikum und stellt seine Position im Bezug auf Werte- und moralische Urteile als kommunikationsprägende Mittel dar.

Die zentrale These des Textes ist, dass eine lebensentfremdende Kommunikation, aus moralischen Urteilen und Werteurteilen bestehend, im direkten Zusammenhang mit Gewalt steht.

Der Sachtext gliedert sich in fünf Sinnabschnitte. Dabei lehnen sich Abschnitt zwei und drei an den ersten an, der sich mit den moralischen Urteilen als Baustein unserer Kommunikation befasst. Sie unterstützen seine Auslegung mit entsprechenden Beispielen, Erklärungen und Erfahrungswerten. In Abschnitt vier differenziert Rosenberg zwischen moralischen Urteilen und Werteurteilen, die er gegeneinander abgrenzt. Zuletzt bezieht sich Rosenberg im fünften Abschnitt exemplarisch auf die Forschungsarbeit von Psychologieprofessor O. J. Harvey, der eine entsprechende Studie zur Beziehung zwischen Sprache und Gewalt veröffentlicht hat. Dies rundet Rosenbergs Argumentation ab und bietet Raum für Bestätigung und sein abschließendes Fazit.

Der Text beabsichtigt, dass Publikum auf die, uns zum Teil unbewusste, verbale Gewalt durch alltägliche sprachliche Wertungen in unserer speziellen Art der Kommunikation aufmerksam zu machen. Die vielen persönlichen Beispiele aus dem Alltag machen es dem Leser leichter sich zu identifizieren und sich bewusst zu machen, dass Urteile in diesem Zusammenhang auch Gewalt unsere Kommunikation prägen, wir dies aber beeinflussen könnten.

Im folgenden erläutere ich den Argumentationsaufbau des Textes sowie die sprachlichen und rhetorischen Besonderheiten, die im Text zum Ausdruck kommen.

Zu Beginn konfrontiert Rosenberg den Leser bereits im ersten Satz, mit den “moralische[n] Urteile[n]”( Z.1), die “eine Art lebensentfremdender Kommunikation”(Z.1) sind. So macht er aufmerksam, denn der Leser in interessiert zu erfahren, was diese moralischen Urteile wohl sind, die dafür verantwortlich sind, dass wir andere Leute negativ bewerten, wenn ihr Verhalten uns nicht passt (vgl. Z.1-3). Es ist sein Mittel, seine Debatte anzustoßen. Dadurch, dass Rosenberg das Possessivpronomen“uns” verwendet, bezieht er den Leser mit ein und regt ihn zum weiterlesen an. Dann verdeutlicht er seine Argumente beispielhaft durch Situationen aus dem Alltag, die dem Leser wahrscheinlich bekannt sind. Daran fügt Rosenberg eine Aufzählung an, in der er einige “Formen von Verurteilungen” (Z.6) wie “Schuldzuweisungen, Beleidigungen, […] Kritik, [und] Vergleiche” (Z.4f.) benennt. An dieser Stelle appelliert Rosenberg an das Gewissen des Lesers, der sich möglicherweise bewusst wird, wie oft er diese Formen schon selbst verbal genutzt hat. Mit Hilfe der Aufzählung baut sich eine bedrohliche Mauer auf, die der Leser nicht durchdringen kann. Bildlich steht er vor ihr und ihr Macht “ausgeliefert“. Diese Macht ist eine Form der Bedrohung, die somit den Leser fesselt. Im ersten Abschnitt beginnt Rosenberg eine Beziehung zum Leser zu entwickeln, um ihn zu erreichen und seine Aufmerksamkeit zu erlangen, er definiert, erklärt und konfrontiert.

Abschnitt zwei wendet sich nun einem Komplex zu, der mit moralischem Urteilen in direktem Zusammenhang steht: Das Verständnis von richtig und falsch mit dem wir Dinge, Zustände oder Menschen bewerten. Rosenberg bedient sich hier eines Zitats des Sufi-Poeten Rumi (vgl. Z.7f.). Damit unterstützt er seine eigenes Argument, das er anschließt. Es beinhaltet, dass die “lebensentfremdende Kommunikation” (Z.8) uns annehmen lässt, was richtig oder falsch ist. Im Gegensatz dazu drückt Rumis Zitat aus, dass es kein richtig und falsch gibt (vgl. Z.7f.). Indem Rosenberg die lebensentfremdende Kommunikation personifiziert, erhält sie ebenfalls bedrohlichen Charakter, denn sie “lockt uns in […] [eine] Falle” (Z.8) d.h. wir lassen uns ködern, wir sind befangen, wodurch dann “eine Welt der Urteile” (Z. 9) einsteht. Diese Folge ist durch einen Gedankenstrich mit dem Argument Rosenbergs verbunden, wodurch es sich deutlich abhebt und eine Sonderstellung bekommt. Sie regt dazu an, darüber nachzudenken: wollen wir in einer “Welt der Urteile leben?” und jeder ist sich wohl der Antwort “Nein, das wollen wir nicht.” bewusst. Der Leser widerstrebt dem Gedanken, das diese Welt existiert, ist sich jedoch gleichzeitig bewusst, dass es stimmt, Empörung wird ausgelöst. Es wird erwartet, dass der Autor diese wirkungsstarke Behauptung begründet, was Rosenberg dadurch tut, dass er indem er die Art der Sprache genauer definiert, die dazu bewegt zu urteilen (vgl. Z. 9-11). Anknüpfend daran formuliert er erneut mit “wir” und schließt somit sich den Leser und eigentlich jeden Menschen ein. Beendet wird der Abschnitt erneut durch eine Aufzählung, diesmal von Gegensätzen, ein weiteres rhetorisches Mittel mit dem Rosenberg arbeitet. Diese Aufzählung lässt sich somit in zweier Paare gliedern, die sich als Adjektive der je positiven und negativen  Bewertung an gut und böse, richtig und falsch anlehnen (vgl. Z. 12f.). Durch das “usw.” in Zeile 13 als Abschluss des Abschnittes zeigt sich wie lang wohl die Liste der Adjektive mitgegensätzlichen Wertungen sein muss. Möglicherweise wird dem Leser in diesem Zusammenhang auch bewusst, dass Adjektive nur Wörter der Wertung sind und auch diese Aufzählung erzielt seine “mauernde” Wirkung.

Durch die Formulierung “Lange bevor ich erwachsen wurde” (Z. 14) leitet Rosenberg den dritten Abschnitt ein. Der Satzteil erinnert an eine Erzählung, wirkt aber auch umständlich, denn er hätte auch einfach benennen können, dass er von seiner Kindheit oder Jugend berichtet. Stattdessen wird der Leser dazu angeregt, sich zu fragen, warum der Autor diese Art der Formulierung nutzt. Möglicherweise möchte er ausdrücken, dass er sich auf die Zeit bezieht, bevor er sein jetziges Wissen und die Reife besaß, zu erkennen, wie man sich angemessen verhält oder die Welt versteht. “Erwachsen werden” könnte an dieser Stelle eine mentale Bedeutung haben und die eigene Aufklärung und Reife meinen, die auch noch nach dem gesetzlichen Erwachsensein mit 18 Jahren einsetzen kann. Er beschreibt im folgenden, das Verhalten von Kindern, wieder ein Aspekt, mit dem der Leser sich durch seine Erfahrungen identifizieren kann (vgl. Z.14-19) Er gibt an Kinder definierten Fehlverhalten und fügt Beispiele an. Dann folgt die Erklärung bzw., das Argument. Somit wird Stelle deutlich, dass hier eine Veränderung der Argumentationsweise vorliegt. Zuvor hatte Rosenberg zuerst, dass Argument hervorgebracht und anschließend mit Beispielen belegt. Das Argument ist gleichzeitig ein Fazit, denn er sagt, dass durch die urteilende Sprache kategorisieren und zwar in Fehlverhalten im Bezug auf sich selbst und “die anderen”. An das Argument schließen sich erneut Beispiele, die sich nun auf die beruflichen und privaten Situationen beziehen, an. Dabei stellt Rosenberg beispielhaft dar, wie wir je aus unterschiedlichen Perspektiven anders bewerten (Z. 24-29). Dadurch ist das Argument von Beispielen umrahmt.

Im vierten Abschnitt nimmt sich Rosenberg nun dem Unterschied zwischen den Werteurteilen und dem moralischen Urteilen. Dazu erläutert Rosenberg zuerst was man unter Werteurteil versteht (vgl. Z.30-34) und anschließend, die moralischen Urteile. Diese Abfolge ist passend, weil sich die moralischen Urteile auf die Werteurteile beziehen. Diese definiert Rosenberg als Reflektion unserer Überzeugung, was unser Leben die vollste Entfaltung ermöglicht (vgl. Z.33) während das moralische Urteil auf die Menschen bezieht, die diese Überzeugung nicht teilen und wir sie deshalb negativ bewerten (vgl. Z. 34f.). Somit schafft Rosenberg zwar  eine klare Grenze und macht deutlich, dass beide Begriffe von großer Bedeutung sind, dadurch, dass sie im Text formal durch Kursivdruck hervorgehoben werden (vgl. Z. 30 u. Z. 34). Die Beispiele, die er hier anfügt, sind erneut in wörtlicher Rede aufgeführt, wie er es bereits mehrmals zu vor getan hat. Diese Weise bring die Sprach über die er schreibt lebendig und real ein. Aus der Theorie schöpft Rosenberg durch die Beispiele Praxis. Die anschließende Konjunktivformulierung des Autors bezieht sich darauf, dass sprachliche Voraussetzungen mit dem “Ausdruck von Einfühlungsvermögen” (Z.37) positiven Einfluss darauf hätten, wie wir uns ausdrücken bzw. wie wir beurteilen. Könnten wir die Prämissen, die uns dazu bewegen Dinge zu bewerten ausdrücken, würde keine unbegründete Abwertung stattfinden, sondern man bliebe mit der Ausführung bei sich selbst (vgl. Z. 36-41).

Im letzten Abschnitt greift Rosenberg die Forschungsarbeit des Psychologieprofessors O. J. Harvey zum Thema Sprache und Gewalt in Beziehung auf. Das Ergebnis belegt seine Argumentation, ist also ein wichtiges Argument. Es besagt, dass “ein[…] starke[r][…] Zusammenhang zwischen […] häufige[m][…] Gebrauch […] [von] Wörter[n] [mit denen Menschen beurteilt werden] und gewalttätigen Vorfällen (Z. 46f.) besteht. Rosenberg kommentiert dies nüchtern und gibt an, dass es ihn nicht “überrascht” (Z.47). Dies steht im Kontrast zudem, was der Leser wahrscheinlich empfindet. Er ist vermutlich vorerst erstaunt und hat natürlich noch kein eigenes Urteil fällen können, weil diese Information für ihn neu ist. Gleichzeitig ist es aber auch seine Konklusion, denn er kann das Ergebnis aufgrund seiner Argumentation nachvollziehen. Die eigene These wird, durch die “fremde” Forschungsarbeit in unterschiedlichsten Gesellschaftsformen, bestätigt.

Die Ansicht des Autors wird klar dargestellt: Er ist offensichtlich von seinen Argumenten überzeugt, auch dadurch, dass er sich bestätigt sieht, durch  die Ausführungen von Sufi-Poet Rumi und dem Psychologieprofessor Harvey.

Meine These zum Zweck des Textes hat sich bestätigt, wurde jedoch nicht explizit benannt. Trotzdem bin ich davon überzeugt, dass der Text seinen Zeck erfüllt. Der Leser wird Rosenbergs Argumente sicher im Hinterkopf behalten und in Zukunft eher darüber nachdenken, bevor oder wenn er ein “Urteil” im negativen Sinne abgibt.

Der Autor schafft eine persönliche Diskussionsebene auf ethischer und moralischer Basis. Die Frage nach richtig und falsch, gut und böse bestätigt dies (vgl. Z.9 und 12).

Der Argumentationsaufbau ist widerspruchsfrei und in sich schlüssig. Der Leser wird durch den Text “getragen” und zu keinem Zeitpunkt verwirrt. Nur bezieht Rosenberg die Alltagserfahrungen des Lesers mit ein, was dem Leser erleichtert, die Argumentation nachzuvollziehen und sich gleichzeitig selbst zu reflektieren.

Außerdem appelliert der Autor daran, dass wir, wenn wir etwas sagen, der Befindlichkeit des Hörers, mehr Beachtung schenken sollten, dadurch dass er unserer Kommunikation als “lebensentfremdend” (Z.1) und (ver-)urteilend definiert.

Ziel der Argumentation ist es, die zu Anfang entworfene These zu belegen. Hierzu bedient sich Rosenberg keiner Gegenargumente, sondern er führt nur belegende und begründende Argumente an, die seine These belegen. Diese sind nicht klimax-artig aufgebaut. Rosenberg scheint vielmehr jeden Abschnitt auf den folgenden hinzuarbeiten, sodass der Zweck jeder Passage ist, dem Leser Wissen anzueignen, mit dem er den folgenden Abschnitt verstehen und nachvollziehen kann. Auffällig sind die zahlreichen Argumente, die eine lebendigere Argumentationsform bewirken.

Meine persönliche Meinung schließt sich der des Autors an.

Die Argumentation erweist sich als sehr schlüssig und anschaulich. Auch mir ist es leicht gefallen seine Argumente nachzuvollziehen, besonders durch die zahlreichen Beispiele aus dem Alltag. Man hat schnell mal ein moralisches Urteil abgegeben. Das ist schon so in unserem Empfinden und in unserer Sprache verwurzelt, dass wir oft gar nicht mehr darüber nachdenken, wenn wir so etwas sagen. Meist wird einem erst später bewusst, was man gesagt hat und versucht im Nachhinein Gründe zu finden. Aber oft bleibt unserer Urteil auch unüberdacht. Ich finde es erschreckend, dass diese lebensentfremdende Kommunikation, besonders ach bei Jugendlichen gängig geworden ist. Ich kann nur zustimmen, dass es uns an Einfühlungsvermögen mangeln muss (vgl. Z. 37). Das Adjektiv “lebensentfremdend” als Beschreibung für die Kommunikationssprache empfinde ich ebenfalls als besonders treffend, denn unsere subjektive Sicht auf die Dinge hat mit der Wirklichkeit nicht mehr viel zutun. Wir entfremden die Wahrheit bzw. das Leben, indem wir urteilen – auch unrechtmäßig. Rosenbergs Ausführungen regen mich zum Denken an und geben einen Einblick in ein ganz anderes Sprach- und Kommunikationsbewusstsein.